Jeremy Banx erhält den Swift-Preis für Wirtschaftssatire 2023

Juryvorsitzender Prof. Dr. Theo Siegert, Preisträger Jeremy Banx und Prof. Dr. Berthold Wigger, der die Laudation hielt.

Im Rahmen des Jahrestreffens 2023 der Stiftung Marktwirtschaft wurde der diesjährige SWIFT-Preis für Wirtschaftssatire and den britischen Karikaturisten Jeremy Banx verliehen, der freiberuflich u.a. für Financial Times London zeichnet, aber auch als Schriftsteller und Filmemacher aktiv ist. Mit seinem außergewöhnlich prägnanten satirischen Blick belebt er die Debatte um unsere auf Freiheit, Wettbewerb und Transparenz basierende marktwirtschaftliche Ordnung immer wieder auf erfrischende Weise und bereichert so das Genre der Satire aus (wirtschafts-)politischer Perspektive auf besondere Art. Banx weckt mit seinem scharfen Blick und charakteristischen Ausdruck sowie der breiten internationalen Themen­wahl Interesse an der Auseinandersetzung mit marktwirt­schaftlichen und wirtschaftspolitischen Zusammenhängen und gibt dabei unterhaltsame wie auch lehrreiche Einblicke in ein zunehmend komplexes Wirtschaftsgefüge.


In seiner Laudatio auf den Preisträger hob Prof. Dr. Berthold U. Wigger, Mitglied des Kronberger Kreises, hervor, dass Banx Karikaturen im Grunde keine fröhlichen oder lustigen Zeichnungen seien und führte aus: „Er [Banx] selbst sagte dazu in einem Interview: ‚The humor comes out if people are deadly serious about the situation they are in. Humor is like a release of tension‘. Das Lachen über eine tatsächlich ernste Situation wirkt mit anderen Worten wie ein Abbau von Spannung“. Wigger fühlte sich dadurch an ein Seminar über Friedrich Nietzsche erinnert, in dem er gelernt habe, dass für Nietzsche das Komische ein Übergang aus momentaner Angst in kurz dauernden Übermut sei, und schlussfolgerte: „Wenn man es also recht betrachtet, so könnte man sagen, der britische Karikaturist Jeremy Banx steht mit seinem Ansatz in bester deutscher Humortradition, was durchaus als Kompliment gemeint ist.“ Banx‘ Karikaturen zeichne außerdem aus, dass sie so ungeheuer einfach wirkten und doch spüre man die besondere Kunst, die darin liege, führte Wigger aus und zitierte Banx mit den Worten: „The simplest things are often the hardest to do. If something looks complicated and difficult, you failed”. Wigger erzählte, dass Banx bei einem Vortrag in Griechenland gefragt worden sei, ob er auch Karikaturen zu Griechenland zeichne. Daraufhin hätte er geantwortet, wenn es irgendwo Probleme gäbe, werde man ihn dort finden, ansonsten gäbe es dort nichts für ihn zu tun. Und so schloss Wigger seine Laudatio mit den Worten: „Auch wenn mir Banx‘ Karikaturen große Freude bereiten, möchte ich ihn heute lieber nicht nach der nächsten Karikatur über Deutschland fragen. Instead, dear Jeremy, I would like to congratulate you warmly to today's SWIFT-Prize”.


Banx erwiderte in seiner Dankesrede, dass der SWIFT-Preis eine große Ehre für ihn sei, insbesondere auch, dass dadurch sein Name mit Jonathan Swift in Verbindung gebracht werde. Für ihn sei es ausgesprochen schön, hier live das Lachen der Menschen über seine Arbeit zu hören, da er normalerweise in einem kleinen Raum arbeite, seine Karikaturen abschicke und dann nichts mehr dazu höre.

In den Jahren, in denen er schon als Karikaturist arbeite, habe er viele interessante Zeiten durchlebt: Thatcherismus, Reaganismus, Kalter Krieg, Wirtschaftskrisen, Klimakrise, der große globale Crash, COVID, Brexit und alles, was dazu gehöre. Er frage sich, ob es jemals „gute alte Zeiten“ gegeben habe. Wenn die Leute von guten alten Zeiten sprächen, dann seien diese immer ziemlich schlecht gewesen. Selbst die (alten) Griechen hätten gedacht, dass sie das goldene Zeitalter verloren hätten, es also nie gut gewesen sei. Laut Banx sei es allerdings schwer zu glauben, dass die Zeiten nicht noch schlechter würden, besonders im Vereinigten Königreich. In seinem Heimatland agierten die schlechtesten Politiker, die das Land je gehabt hätte. Normalerweise hofften Politiker, wenn sie lügen würden, dass es nicht herauskomme. Im Vereinigten Königreich sei es ihnen aber mittlerweile egal, weil sie mit den Lügen, die sie über den Brexit erzählt hätten, davongekommen seien. Diese Lügen würden laut Banx zwar nun aufgedeckt, trotzdem sei er davon überzeugt, dass Satire und Comedy jetzt mehr denn je gebraucht werden.


Gleichwohl sei es noch nie so schwer gewesen, Karikaturen zu machen wie heute, da wir in einer Zeit leben würden, in der Clowns das Sagen hätten, vor allem im Vereinigten Königreich, konstatierte Banx. Wie könne man eine Komödie über Leute machen, die nicht erwarteten, dass man ihnen glaube? Wenn Boris Johnson lüge, lächele er immer ein bisschen, weil es ihm egal sei. Er wüsste, dass sich jeder darüber im Klaren sei, dass er lüge, aber er mache trotzdem weiter. Diese Situation sei lächerlich und völlig absurd. Aber wenn das Absurde zur neuen Normalität werde und wir Zeiten der Tragödie und Schwierigkeiten erlebten, dann komme er als Karikaturist ins Spiel. Für Banx sei die Komödie tragischer als die Tragödie, da man hier Dinge tun könne, die die Tragödie nicht könne. Und wenn es wirklich richtig schlimm sei, brauche man die Komödie, da sie bei der Verarbeitung helfe. Der diesjährige SWIFT-Preisträger endete mit den Worten: „And to come to any conclusion, I just hope that the best way to get a message over about anything, that's the angriest way ultimately, the loudest way, is to do it with a smile. Thank you very, very much."


Der SWIFT-Preis, benannt nach dem irischen Satiriker Jonathan Swift, soll den kreativen Diskurs um die auf Menschenwürde und freiem Markt basierende Gesellschaftsordnung auszeichnen, die auf den Grundwerten Freiheit, Wettbewerb und Eigenverantwortung aufbaut. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro dotiert.

Pressemitteilung

 

Fotos: Kay Herschelmann

© Stiftung Marktwirtschaft © Copyright 2024 Development by club basic