Berlin, 26.10.2015 | Umfang: 12 Seiten |
Dateigröße: 716 KB |
„Die digitale Revolution lässt sich nicht aufhalten“, erklärt Günther Oettinger, EU-Kommissar Digitale Wirtschaft & Gesellschaft, auf der Tagung „Schöne neue digitale Medienwelt?!“ der Stiftung Marktwirtschaft. Laut Oettinger werden „90 bis 95% der Wertschöpfung aller Wirtschaftszweige bis 2025 digitalisiert sein.“ Das treffe als eine der ersten Branchen die Medienwelt: Schon 2015 waren 120 Zeitungen in Deutschland mit digitalen Bezahlangeboten vertreten.
Doch wie wird die neue digitale Medienwelt aussehen? Was kann die Politik und die Wirtschaft zur Gestaltung dieser neuen Welt beitragen? Diese und andere Fragen wurden auf der Tagung im Zentrum des politischen Berlins von Vertretern aus Politik, Medien und Wirtschaft am 26. Oktober 2015 diskutiert.
Für Dr. Mathias Döpfner – Vorstandsvorsitzender von Axel Springer SE – bietet der neue digitale Journalismus zahlreiche Chancen. Journalismus im digitalen Zeitalter sei wesentlich flexibler, interaktiver sowie kostensparender, da Papier-, Druck- und Vertriebskosten wegfielen. Daher könnte man sich in Zukunft verstärkt auf die Qualität der Inhalte konzentrieren.
Eben jene Einzigartigkeit, hervorgerufen durch Differenziertheit und Qualitätist des Inhalts, ist für Prof. Dr. Justus Haucap entscheidend für die Überlebensfähigkeit der Unternehmen im Mediensektor, der durch geringe Markteintrittsbarrieren, eine höhere Wettbewerbsintensität, langfristig aber auch durch Monopolisierungstendenzen gekennzeichnet sei.
Inwiefern Inhalte jedoch auch im Rahmen ihrer Vermarktung geschützt werden sollten, ist umstritten: Google-VicePresident Philipp Justus, der sich als „natürlicher Partner der Medien“ versteht, sieht derartige Gesetze wie zum Leistungsschutzrecht kritisch, da sie am Ende „dem Urheber nichts nutzen“. Er setzt lieber auf Innovation und Kooperation. Andere Medienvertreter insbesondere aus dem Verlagswesen meinen dagegen, dass Google einseitig von Gratislizenzen profitiere und verlangen einen angemessenen Anteil an den Profiten.
Im Ergebnis stehen für Eu-Kommissar Oettinger neben nationalen Überlegungen Lösungsansätze im Vordergrund, die eine europäische Perspektive aufweisen. Er fordert die Europäisierung der digitalen Gesetzgebung im Sinne eines digitalen Binnenmarktes, der mit 510 Millionen Menschen deutlich größer wäre als der US-amerikanische. Dann würde Europa über eine Marktgröße verfügen, die europäische Standards durchsetzen kann. So kannsich die neue digitale Medienwelt auch von ihrer „schönsten“ Seite zeigen.
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