Sozialabgaben- und Sozialleistungsgedenktag als anschaulicher Indikator
Bernd Raffelhüschen, Sebastian Schultis, Sebastian Stramka
Berlin, 2024 | Umfang: 28 Seiten |
Dateigröße: 2 MB |
Das Spannungsverhältnis zwischen sozialstaatlichen Leistungsausweitungen und steigenden Abgabenbelastungen wird durch den demografischen Wandel zunehmend verschärft. Ein immer größerer Teil der Lasten wird auf jüngere Generationen abgewälzt, was die Generationengerechtigkeit – ein zentrales Fundament des Sozialstaates – untergräbt. Um die Kosten des Sozialstaats zu veranschaulichen, werden zwei Gedenktage der sozialen Sicherung für das Jahr 2024 präsentiert:
Angesichts der demografischen Alterung ist das gegenwärtige Niveau des Sozialstaats bei Beibehaltung der heutigen Steuer- und Abgabenquoten auf Dauer nicht finanzierbar. Das zeigt sich in einer impliziten Verschuldung in Höhe von 184,0 Prozent des BIP (7.114,6 Mrd. Euro). Betrachtet man nur die beitragsfremden Leistungen, die sich aus den steuerfinanzierten Sozialleistungen der Gebietskörperschaften und den durch Bundeszuschüsse finanzierten Leistungen der Sozialversicherungen zusammensetzen, so resultiert eine implizite Verschuldung von 58,0 Prozent des BIP (2.244,8 Mrd. Euro). Das System der beitragsfremden Leistungen verstößt damit bei langfristiger fiskalischer Betrachtung – ebenso wie die beitragsfinanzierten Sozialversicherungsleistungen – gegen das Prinzip einer Solidargemeinschaft, da junge und zukünftige Generationen für heute versprochene Leistungen übermäßig belastet werden.
Die fehlende Nachhaltigkeit des deutschen Sozialstaats impliziert, dass sich das Datum des Sozialabgabengedenktags demografiebedingt in den kommenden Jahrzehnten weiter nach hinten verschieben wird, so dass die zukünftige Durchschnittsperson in Deutschland von Jahr zu Jahr immer mehr Tage für die kostendeckende Finanzierung des Sozialstaats arbeiten müsste. Um zukünftigen Generationen fiskalische Handlungsspielräume zu erhalten, ist es unabdingbar, dieses Finanzierungsproblem durch ambitionierte Reformen zu entschärfen.
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