Jahrestreffen der Stiftung Marktwirtschaft 2023

Prof. Dr. Berthold U. Wigger, Prof. Dr. Michael Eilfort, Prof. Dr. Theo Siegert, Gastredner Wolfgang Schmidt (Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes), Dr. Rainer Hildmann, Franz-Peter Falke und Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen (v. li.).

In seiner Begrüßung der Gäste des Jahrestreffens Anfang September 2021 machte der Vorsitzende des Stiftungsrats, Prof. Dr. Theo Siegert, deutlich, dass aufgrund der durch Corona aufgeworfenen Probleme und des anstehenden Regierungswechsels die Arbeit der Stiftung Markwirtschaft wohl noch nie so wichtig gewesen sei wie heute. Umso mehr danke er den Teilnehmern für ihr Interesse, ihre Unterstützung und ihren Rat, welche es der Stiftung ermöglichten, sich mit ihrer „fröhlichen Penetranz“ und immer treu ihrer Maxime – ökonomisch vernünftig, politisch glaubwürdig und wissenschaftlich begründet – für die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft einzusetzen.


Als diesjährigen Ehrengast konnte die Stiftung Marktwirtschaft Wolfgang Schmidt, den Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben, begrüßen. Vorgestellt wurde er vom Vorsitzenden des Kuratoriums, Franz-Peter Falke, der im Rahmen seiner kurzen Einführung für eine konstruktive Zusammenarbeit von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft warb, um die aktuellen Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Schmidt nahm die Gelegenheit zum Anlass, einen Blick zurück auf die bisherige Regierungsarbeit zu werfen und einige der aktuellen Pläne der Bundesregierung zu skizzieren. Zum einen reflektierte er den Umgang der Bundesregierung mit der Corona-Pandemie, dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der Energiekrise. Zum anderen betonte er, dass die Regierung auch die strategischen und langfristigen Themen angehe und nicht nur im Krisenmanagement verharre. Eine der wichtigsten Fragen sei hier die Transformation unserer Volkswirtschaft in Richtung Klimaneutralität: „Wir haben 250 Jahre lang Öl, Kohle und Gas verbrannt, um uns fortzubewegen, es warm zu haben und unsere industriellen Prozesse zu betreiben. Jetzt haben wir uns vorgenommen bis zum Jahr 2045 CO2-neutral zu werden. Das heißt, was wir 250 Jahre lang gemacht haben, müssen wir in weniger als 25 Jahren vollständig umdrehen“. Obwohl dies eine gigantische Aufgabe sei, zeigte sich Schmidt davon überzeugt, dass darin gleichzeitig viele Chancen für unsere Volkswirtschaft lägen.


Eine weitere große Herausforderung sei der Fachkräftemangel, so Schmidt. Es gehe darum, wie wir den Umbau in der Qualifizierung so hinbekommen, dass Arbeitskräfte, die an einigen Stellen nicht mehr benötigt werden, so qualifiziert werden, dass sie an anderer Stelle produktiv eingesetzt werden können. Der Fachkräftemangel bedeute aber zugleich auch, dass wir Arbeitskräfte aus dem Ausland holen müssten: „Wir haben Ende März im Kabinett das sogenannte Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschlossen, das viele Möglichkeiten mit sich bringen wird.“ Zugleich räumte Schmidt selbstkritisch ein, dass Gesetze allein nicht ausreichten, sondern man zugleich auch an ihre Um- und Durchsetzung vor Ort denken müsse. Hier müssten beispielsweise auch im Hinblick auf die Digitalisierung weitere Fortschritte erzielt werden – auch unter Beachtung der föderalen Strukturen. Es sei ein neuer Geist des Aufbruchs und der „Deutschlandgeschwindigkeit“ notwendig, wenn wir an den ganzen Aufgaben, vor denen wir stünden, nicht scheitern wollten, gab Schmidt zu bedenken. Ein anderes wichtiges Thema sei die Unterbringung von Geflüchteten. Er betonte, dass die zur Verfügung stehenden Mittel so eingesetzt werden müssten, dass sich die Unterbringungssituation vor Ort verbessert.


Ein weiteres Highlight des Jahrestreffens in Kronberg war die Verleihung des SWIFT-Preises 2023 für Wirtschaftssatire and den britischen Cartoonisten Jeremy Banx, der freiberuflich u.a. für Financial Times London arbeitet, aber auch als Schriftsteller und Filmemacher aktiv ist. Mit seinem außergewöhnlich prägnanten satirischen Blick belebt er die Debatte um unsere auf Freiheit, Wettbewerb und Transparenz basierende marktwirtschaftliche Ordnung immer wieder auf erfrischende Weise und bereichert so das Genre der Satire aus (wirtschafts-)politischer Perspektive auf besondere Art. Banx weckt mit seinem scharfen Blick und charakteristischen Ausdruck sowie der breiten internationalen Themen­wahl Interesse an der Auseinandersetzung mit marktwirt­schaftlichen und wirtschaftspolitischen Zusammenhängen und gibt dabei unterhaltsame wie auch lehrreiche Einblicke in ein zunehmend komplexes Wirtschaftsgefüge. Die Laudatio auf den Preisträger hielt Prof. Dr. Berthold U. Wigger, Mitglied des Kronberger Kreises.


Der SWIFT-Preis, benannt nach dem irischen Satiriker Jonathan Swift, soll den kreativen Diskurs um die auf Menschenwürde und freiem Markt basierende Gesellschaftsordnung auszeichnen, die auf den Grundwerten Freiheit, Wettbewerb und Eigenverantwortung aufbaut. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro dotiert.



Fotos: Kay Herschelmann

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