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Alternde Wähler, alt aussehende Politik? Demographie als Herausforderung für die Demokratie

Berlin, 14.06.2017 Umfang:
8 Seiten
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Wenn die Wähler zunehmend älter werden, wird die Politik dann ebenfalls alt aussehen? Auf unserer Tagung am 14. Juni in Berlin identifizierte Gastgeber Prof. Dr. Michael Eilfort, Vorstand der Stiftung Marktwirtschaft, die Altersgruppe der 60- bis 70-Jährigen bei den Bundestagswahlen als die fleißigsten Wähler. Die Jungen ließen hingegen eine erstaunlich naive Passivität bei der Wahrnehmung ihres Wahlrechts walten und ermunterten die Wahlkämpfer so geradezu zu Rentengeschenken im Hier und Jetzt.

Der Wahlforscher Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte von der NRW School of Governance der Universität Duisburg-Essen relativierte den Altersbezug und wies auf generationsübergreifende Merkmale hin: Die Deutschen wählten gern „Sicherheits-Ikonen“ und seien bereits in ihrer Persönlichkeitsstruktur risikoavers aufgestellt. Sie favorisierten eher den schlichten und nüchternen Typus des Büroleiters.

Der Ökonom Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts und Mitglied des Kronberger Kreises, zog andere Schlüsse und sah insbesondere negative Folgen für das Wirtschaftswachstum. Bei großen Innovationen, forschungsbasierten Spin-off-Gründungen, aber auch Unternehmensgründungen im Allgemeinen liege das Alter immer zwischen 30 und 45 Jahren. Künftige Produktivitätsgewinne sollten daher nicht schon heute verfrühstückt werden, mahnte Fuest: „Sie könnten niemals eintreten!“

Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Lehr, Bundesministerin a.D. und Stellv. Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, stellte indes ein generelles Defizit-Modell des Alterns infrage. Es gäbe keine Altersnormen, sondern nur „Alternsformen“. In der folgenden Diskussion, geführt durch Margaret Heckel, bestätigten die jungen Politiker wie Kai Whittaker MdB von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und die etwa gleichaltrige Juso-Bundesvorsitzende Johanna Uekermann die mangelhafte Teilnahme der Jüngeren. Ihre Erwartungen – zum Beispiel an die Rente – seien allerdings auch nicht mehr hoch. Einen Krieg der Generationen aber, so waren sich alle auch mit „Generationenerklärer“ Wolfgang Gründinger, einig, gäbe es sicher nicht.

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